Zitat „Auto und Reise Revue“ 1958

Das Autorufnetz der Schweiz

Eine vorbildliche Einrichtung im Lande der Eidgenossen

Vor bald 20 Jahren begann, die schweizerische PTT- (Post, Telefon und Telegraph) Verwaltung damit, abgelegene Orte im Gebirge mittels Ultrakurzwellen drahtlos an das öffentliche Telefonnetz anzuschließen. Ein Jahrzehnt später war die Entwicklung der Übertragungssysteme und der UKW-Technik soweit fortgeschritten, daß man drahtlose Telefonanschlüsse an das öffentliche Netz auch für andere Dienste einsetzen konnte. Das Jahr 1958 brachte die Einführung der beweglichen UKW-Teilnehmerstationen mit der Möglichkeit der vollautomatischen Wahl, eines Dienstes, der vor allem für eine Reihe von Transporten zu Lande und zu Wasser, für Elektrizitätswerke, aber auch für Feuerwehr und Polizei interessant ist. Dieser Dienst hat sich bereits vielseitig bewährt, ist aber verhältnismäßig kostspielig.

Eine den schweizerischen Verhältnissen angepaßte, wesentlich einfachere und billigere Lösung zur Benachrichtigung eines „ambulanten" Telefonteilnehmers stellt nun der sogenannte „Autoruf" dar. Dieses Nachrichtensystem, das ebenfalls mit Meterwellen arbeitet, dient aber nicht der direkten Übermittlung von Gesprächen, sondern dazu, dem Teilnehmer über das öffentliche Telefonnetz ein optisches oder akustisches Zeichen zu vermitteln, das ihn auffordert, die nächstgelegene Telefonstation aufzusuchen und eine im voraus vereinbarte Stelle, eventuell auch die Auskunft Nr. 11 anzurufen. Der Autoruf ist also nichts anderes als eine drahtlose Personensuchanlage großen Ausmaßes in Verbindung mit dem öffentlichen Telefonnetz.

Das Autorufnetz besteht im wesentlichen aus einer besonderen automatischen Zentrale in Biel, die ihre Signale über die beiden Autorufsender Chasseral (1551 m ü.M. in der Nähe von Neuchätel) und Säntis (2504 m ü.M. in der Nordost-, Schweiz) auf einer Trägerfrequenz von 72,600 bzw. 72,604 MHz ausstrahlt, sowie einer größeren Zahl mobiler Rufempfänger; die die ausgestrahlten Signale gleichzeitig aufnehmen können. Die Autorufzentrale kann von jeder beliebigen Station des schweizerischen Telefonnetzes aus durch Wahl einer besonderen Gruppe sechsstelliger Kennziffern angesteuert werden, wobei jede dieser Kennziffern einem bestimmten Fahrzeug zugeordnet ist. Die Zentrale setzt diese Ziffernfolge um in eine der Nummer entsprechende mehrfach wiederholte Tonfoige von ganz bestimmtem zeitlichem Ablauf, die von allen an das Netz angeschlossenen Empfängern aufgenommen wird. Nur der Empfänger, für den der Ruf bestimmt ist, löst aber die Alarmvorrichtung aus. .Eine besondere Speichervorrichtung in der Zentrale Biel sorgt dafür, daß eventuell gleichzeitig von verschiedenen Abonnenten eintreffende Anrufe nicht verloren gehen und nacheinander über die beiden Sender ausgestrahlt werden. Die beiden Autorufsender Chasseral und Säntis bedienen praktisch das ganze Gebiet nördlich des Alpenkammes.

Die bereits heute zahlreich vorhandenen Interessenten an diesem Dienst gehören den verschiedensten Unternehmungen und Berufsgruppen an, die in Ausübung ihrer Tätigkeit keinen festen Arbeitsplatz haben, wie Transportgeschäfte, Störungsmonteure, Ärzte usw. Die Abonnementsgebühr pro Monat und Anschluß ist auf 7,50 Franken festgesetzt, und pro Anruf werden gegenwärtig 40 Rappen (1 Rappen = 1 Dpf) berechnet. Die Sender und zentralen Einrichtungen werden von der Verwaltung zur Verfügung gestellt, der bewegliche Empfänger ist von Abonnenten anzuschaffen und zu unterhalten. Die Empfangsapparatur kostet 940 Franken; ihr Einbau kommt, je nach Wagentyp, auf 250 bis 300 Franken, ihr jährlicher Unterhalt auf ca, 100 Franken zu stehen.

Da in größeren Städten viele Fahrzeuge nur in einem begrenzten Urnkreis verkehren, werden bei Bedarf auch regionale oder lokale Autorufnetze errichtet. Hierbei beträgt bei gleicher Abonnementsgebühr die Anruftaxe nur 10 Rappen.

G. D. Pet“

motor-reise-revue 6-1958

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